September 2020 Jubiläumsjahr stark von Corona beeinträchtigt / Dirigentenwechsel in Weimar / Teilnahme am Volkstrauertag könnte die letzte Veranstaltung 2020 werden
Laudenbach. Schmerzliche Entscheidungen mussten die verantwortlichen des Singvereins 1870 dieser Tage treffen. Nachdem man bereits das große Jubiläumskonzert im Mai und den Liederabend sowie das Freundschaftssingen im Oktober wegen der Corona-Pandemie absagen musste, zog man jetzt aufgrund der anhaltenden Restriktionen weitere Konsequenzen und beschloss, in diesem Jahr auch auf die beliebte Weihnachtsfeier der Vereinsfamilie und das gemeinsame Weihnachtskonzert mit dem Philharmonischen Chor Weimar zu verzichten. Die Einhaltung der Abstands- und Hygieneregelungen macht die Durchführung beider Veranstaltungen leider unmöglich, lautete das Fazit der Beratungen. Damit fiel nach dem überaus gelungenen Auftakt mit der Jubiläumsmatinee und der Vorstellung der Festschrift im Januar das in langer Vorbereitungszeit sorgfältig geplante Jubiläumsprogramm zum 150-jährigen Jubiläum nahezu gänzlich Corona zum Opfer. Man plant, sämtliche ausgefundenen Veranstaltungen im kommenden Jahr nachzuholen, wartet bezüglich der Terminierung aber zunächst die weitere Entwicklung ab.
Wie der befreundete philharmonische Chor Weimar jetzt mitteilte, muss der bisherige verdiente Chorleiter Professor Dr. Eckart Lange aus privaten Gründen die musikalische Leitung des Chores zum September abgeben. Er hatte 2013 die Geschicke des Chors übernommen, als dieser kurz vor dem Aus stand. Dank seines Wirkens konnten das Fortbestehen, eine deutliche musikalische Fortentwicklung und ein solides Wachstum erreicht werden, sodass der Chor jetzt wieder über 40 Sängerinnen und Sänger verfügt. Das Repertoire konnte unter Langes Leitung deutlich erweitert werden und umfasst neben Opernchören zwischenzeitlich auch klassisches Liedgut, Oratorien und Auszüge sinfonischer Werke.
Aufgrund der aktuellen Situation ist es dem Philharmonischen Chor derzeit nicht möglich Professor Lange gebührend zu verabschieden. Dies soll nachgeholt werden, sobald dies wieder möglich ist, und sicherIich ist dann auch zu klären, wie sich der Singverein in diese Feier einbringen kann. Es ist dem Philharmonischen Chor gelungen, mit Ralf Jorik Schöne kurzfristig einen Nachfolger zu finden, der die Chorszene bestens kennt.
Schöne ist Generalsekretär des in Weimar ansässigen Verbandes Deutscher Konzertchöre, Lehrbeauftragter für Grundlagen „Dirigenten“ am Institut für Musikpädagogik und Kirchenmusik an der Musikhochschule Franz Liszt in Weimar. Schöne kannte den Chor bereits, da er seit Anfang des Jahres schon als Gastdirigent tätig war. Auch in Weimar ist die Probenarbeit derzeit eingeschränkt, da der Chorsaal des Deutschen Nationaltheaters wegen unzureichender Lüftung nicht genutzt werden kann. So probt man in kleinen gemischten Gruppen in einem Ausweichsaal.
Singverein probt im Freien
Der Singverein 1870 war in den letzten Monaten bestrebt, zunächst mit Stammtischen zu üblichen Chorprobenzeit
die Gemeinschaft und Geselligkeit zu pflegen. Bald kam der Wunsch auf, auch wieder das geliebte Hobby auszuüben, und so wurde mit den Chorleitern Thomas Wind (Männerchor) und Andreas Luca Beraldo (Frauenchor) besprochen, die Schönwetterperiode zu nutzen, um Chorproben im Freien vor dem Sängerheim abzuhalten. Seit Anfang August wird hier jeweils mittwochs ab 19.30 Uhr beziehungsweise donnerstags ab 18.30 Uhr geprobt, wobei sich der Männerchor an den Donnerstagen aufteilt. Um 18.30 Uhr proben die Tenöre, um 19 Uhr die Bässe. Für die
Chorprobenarbeit wurde ein Hygienekonzept erarbeitet und der Gemeindeverwaltung vorgelegt.
Wie es in den nächsten Wochen bei veränderten Witterungsbedingungen weitergeht, ist derzeit noch ungewiss. Man bemüht sich jetzt um eine technische Lösung, um nach Möglichkeit wieder im Sängerheim proben zu können, wobei selbstverständlich der Gesundheitsschutz der Aktiven absolute Priorität hat.
Von der Möglichkeit, weiter proben zu können, wird es auch abhängen, ob der Chor an der Feierstunde der Gemeinde zum Volkstrauertag mitwirken und sein Totengedenken am Totensonntag durchführen kann.
Der Singverein ist seit Einführung des Volkstrauertags 1952 – damals noch als „Gedächtnisfeier für die Kriegsstoten“ bezeichnet – alljährlich bei dieser Veranstaltung für die musikalische Umrahmung mitverantwortlich. Das Totengedenken sollte im Jubiläumsjahr zunächst in etwas erweiterter Form in der alten Dorfkirche stattfinden. Die Abstandsregelung macht dies allerdings unmöglich, sodass man anpeilt, es wie in den letzten Jahren auf dem Friedhof vor der Friedhofskapelle durchzuführen und dort an die vielen verdienten verstorbenen und gefallenen Mitglieder zu erinnern. Damit würde zumindest noch eine Jubiläumsveranstaltung – wenn auch in veränderter Form – stattfinden können. hb
Ursprünglich plante der Singverein Laudenbach im Jubiläumsjahr ein Weihnachtskonzert mit dem Philharmonischen Chor Weimar. Corona-bedingt fällt auch diese Veranstaltung aus. Unser Bild zeigt den Frauenchor beim Konzert im Jahr 2018. ARCHIVBILD: THOMAS RITTELMANN