Leutershausen Sängereinheit – Triumphale Rückkehr und feierliche Verabschiedung

Dezember 2022 (Weinheimer Nachrichten) Jubiläum: Sängereinheit gibt vor 350 Zuhörern in der Beck-Halle das erste große Konzert seit der Pandemie – Thomas Reiß Nach 24 Jahren verabschiedet

 

Leutershausen. Die Sängereinheit ist zurück auf der großen Bühne – und was für eine Rückkehr das war. Mit dem Jubiläumskonzert zum 40-jährigen Bestehen des Frauenchors hat der Gesangverein alle Erwartungen übertroffen und sich in beeindruckender Manier aus der Corona-Pandemie zurückgemeldet. Vor rund 350 Zuhörern standen in der ausverkauften Heinrich-Beck-Halle alle drei eigenen Formationen auf der Bühne – vom kleinen Steppke bis zum Greis. „Hervorragend“. Überwältigend“. „Phänomenal“.

Auch am Morgen nach dem Konzert rang Michael Lang noch mit den Worten. So gänzlich fassen konnte der Vorsitzende der Sängereinheit Leutershausen nach der kurzen Nacht offenbar noch nicht, wie gut das Konzert am Vorabend gelaufen ist. „Das war in dieser Art nicht unbedingt zu erwarten. Umso schöner war es dann“, berichtete Lang. Denn noch am Tag vor der Veranstaltung waren die Verantwortlichen durchaus skeptisch. Lohnt sich der große Aufwand? Kommen genügend Leute? Bei anderen Chören in der Region habe sich der Ansturm auf Konzerttickets nach der Pandemie, so Lang, durchaus in Grenzen gehalten.  Um die 100 Besucher hatte die Sängereinheit deshalb erwartet. Doch es kam anders: Wenige Stunden vor Konzertbeginn lautete die Herausforderung: „Wo können wir noch genügend Stühle auftreiben?“

Für den Verein durchaus ein Kraftakt, wie der Vorsitzende erklärte. „So eine Veranstaltung ganz ohne befreundete Chöre, mit drei eigenen Formationen – darauf können wir schon stolz sein“, fand Lang. Schon im Vorfeld hätten viele Hände geholfen und Sponsoren unterstützt, auch am Sonntagmorgen danach hätten sich Freiwillige gemeldet, um die eigentliche Sporthalle ihrer ursprünglichen Funktion wieder zu überführen.

Premiere des Jugendchors

In nachhallender Erinnerung bleibt der Abend den Beteiligten aber vor allem musikalisch. Noch bevor der Frauenchor sein 40-jähriges Jubiläum feierte, durfte erst einmal der Jugendchor „Power Voizzes!“ Premiere feiern. Der Jugendchor wurde im September 2019; just vor Beginn der Pandemie, gegründet. Für die Jugendlichen war es nun der erste Auftritt auf größerer Bühne überhaupt. Dass sich eine solche Formation trotz der jahrelangen, pandemiebedingten Einschränkungen überhaupt gehalten hat, verdient Respekt. Wie gut sich der Jugendchor unter der Leitung von Meinhard Wind mit Videoproduktionen und Co. vorbereitet hat, noch mehr. Die anfängliche Nervosität legten die Jugendlichen schnell ab und mauserten sich mit „Dance Monkey“, „Stay“ oder „Sign of the Times“ schnell zum Eisbrecher. Sogar ihre allererste Zugabe mit „We Will Rock You“ feierten die Jugendlichen in Cajon-Begleitung. Der Frauenchor durchlebte mit „I Have a Dream“, „O du stille Zeit“ oder „Adiemus“ nochmals seine schönsten Nummern der vergangenen Jahre.

Emotional ausgestochen wurden die beide Jubelgründe an diesem Abend allerdings von einem Abschied: Chorleiter Thomas Reiß verabschiedete sich nach über 24 Jahren bei der Sängereinheit in den Ruhestand – nicht ohne noch zahlreiche Auszeichnungen mit zu nehmen.

Die Heisemer Sänger erwischten ihren Chorleiter dabei völlig auf dem kalten Fuß und bescherten dem Mann, der ihnen „in tibetanischer Art“ immer wieder versucht hatte, den „charmanten Heisemer Dialekt auszutreiben“, einen unvergesslichen Abend.

Reiß‘ Tochter, die just bei der Sängereinheit vor rund 15 Jahren ersten großen Solo-Auftritt gefeiert hatten, war ohne das Wissen ihres Vaters für ein Duett mit Christine Pietsch-Lang angereist. Wer zuvor noch keine Gänse haut hatte, der war spätestens beim Abendsegen aus der Oper „Hänsel und Gretel“ gerührt.

Die Sängereinheit rief Thomas Reiß zum Ehrenchorleiter aus, der Sängerkreis Weinheim verlieh ihm die Schubert-Medaille und der Badische Chorverband zeichnete ihn für insgesamt 50 Jahre Chorleitertätigkeit aus. Den krönenden Abschluss des Abends lieferten alle drei Chöre mit „Hallelujah“. Dabei standen teilweise Enkel, Eltern und Großeltern gemeinsam auf der Bühne. ksm