Juli 2023 (Weinheimer Nachrichten) Konzert: Die „Lützelsingers“ und der MGV Lützelsachsen begeistern rund 200 Gäste
Lützelsachsen. Am Sonntagnachmittag gab es kaum ein Durchkommen mehr: Der Gemeindesaal der evangelischen
Kirche in Lützelsachsen war bis auf den letzten Platz besetzt, weitere Zuhörer sammelten sich an den offenen Türen und Fenstern. Der Projektchor Lützelsingers des Männergesangvereins (MGV) Lützelsachsen hatte zu seinem ersten
Konzert eingeladen und erfolgreich die Werbetrommel gerührt,
„Ohne unseren MGV gäbe es uns nicht, und wir sind sehr dankbar für euren Mut und eure Unterstützung“, ließen die Lützelsingers gleich zu Beginn verlauten. Ortsvorsteherin Doris Falter wünschte sich in ihrer Ansprache, dass „mehr Menschen gemeinsam singen, statt miteinander zu schimpfen oder sich zu bekämpfen“.
Diesen Appell griff der Männerchor des MGV nur zu gerne auf. Unterstützt durch einige Sangesbrüder des MGV Freundschaft aus Dossenheim eröffneten sie den Abend. Unter der Leitung von Kurt Arras, der diese Position seit fast 50 Jahren bekleidet, nahmen die zwölf Sänger mit ihrem warmen Klang bei „Weit, weit weg“ von Hubert von Goisern sowie „Donna Maria“ von Heriberto Marins das Publikum ein erstes Mal gefangen. Der ideale Auftakt für das Stück ,,Evening Rise“, zu dem die Lützelsingers auf die Bühne kamen.
Als roten Faden hatte sich der Projektchor unter der Leitung von José Rodriguez Melgarejo die Liebe ausgesucht – die romantische, die freundschaftliche, die tragische und die Liebe zum Leben an sich. Diese manifestierten die 38 Sängerinnen und Sänger in dem von Rodriguez selbst geschriebenen Stück „Jetzt beginnt die Zeit“.
Von Unfehlbarkeit und Vertrauen
„How Deep Is You Love“ fragte der Chor im gleichnamigen Song der Bee Gees, bevor Britta Bender-Lenz mit ihrem Solo „Hallelujah“ eindringlich über Liebe und Verrat erzählte. Die Idee, Solo-Stücke einzufügen, kam gut beim Publikum an. „So ist es ein bisschen aufgelockert“, meinte zum Beispiel ein Besucher. Kleinere Unsicherheiten zeigten sich unter anderem beim Lied „Human“ von Rag ’n‘ Bone Man, das – wie passend – über das Menschsein an sich und die eigene Fehlbarkeit philosophiert. Das anschließende „Time After Time“ wurde mit den Worten anmoderiert, dass wir alle dann und wann einen Menschen brauchen, auf den wir uns ohne jede Einschränkung verlassen können“.
Aufeinander verlassen konnten sich im Duett „Shallow“ von Lady Gaga und Bradley Cooper auch Barbara Steffen und José Rodriguez Melgarejo. Ihre emotionale Interpretation stieß beim Publikum auf große Gegenliebe, bevor der Männerchor den ersten Teil beschloss. Bei „Für alle“ von Hanne Haller und „Mich trägt mein Traum“ summte das Publikum mit.
Eigene Stücke und Soli
Eine Eigenkreation hatte auch die zweite Konzerthälfte zu bieten. Nach dem technisch blitzsauberen und bewegten Solo von Daniele Giuliano „Caruso“, für das er tosenden Applaus erhielt, intonierten die Lützelsingers das Stück „Mut bedeutet fliegen“. Den Text hatte Altistin Barbara Steffen geliefert, Musik und Chorsatz stammen aus Rodriguez’s Feder. Mehrmals wiederholten Publikum und Chor gemeinsam den Refrain, der dazu auffordert, ans Ende der Welt zu fliegen, „auch wenn dich niemand hält“.
Insgesamt gewannen die Lützelsingers im zweiten Teil an Souveränität, rockten den Saal mit „Proud Mary“ und dem epischen „Music“ von John Miles. Dazwischen verzauberten sanfte Töne beim Solo von Andrea Schilling mit “Moon River“.
Gospelig kam „Lean On Me“ von Bill Withers daher. Zum Träumen von einer besseren Welt lud „A Million Dreams“ aus dem Musical „The Greatest Showman“ ein, bei dem Chor und Solisten im Wechsel zu hören waren. In „Only Time“ von Enya sinnierten die Sängerinnen und Sänger darüber, dass das Leben chronologisch in der richtigen Reihenfolge“ zu leben sei, verstehen könne man es aber nur rückwärts. Einen Blick zurück warf dann auch Chorleiter Rodriguez mit seinem Solo „My Way”. Den Saal und seine Schützlinge zog er gleichermaßen in den Bann, und es wurde mehr als deutlich, wie er die Lützelsingers zur Konzertreife gebracht hatte: auf seine ganz eigene Weise. Den Abschluss, „Thank You For The Music“ von ABBA, hatte der Chor bewusst gewählt – schließlich sei die Liebe zu Musik das, was sie alle verbinde. Miraflor Bauer überzeugte im Solo-Part am Anfang, bevor der Chor den Faden aufnahm. Belohnt wurden sie mit stehenden Ovationen. bas