Schriesheim Eintracht – Keine Veranstaltung heißt Minus in der Kasse

September 2021 (Rhein-Neckar-Zeitung)

 

Schriesheim. (hö) Auch der MGV Eintracht arbeitet sich langsam aus der Corona-Zwangspause. Allerdings wünschten sich die Mitglieder auf der Jahreshauptversammlung mehr gemeinsame Treffen oder Ausflüge: So

regte Markus Hölzel, der Sohn des langjährigen Vorsitzenden Helmut Hölzel – er geht in sein 39. Jahr im Amt -, an, dass es mal wieder eine Fahrt geben sollte. Helmut Hölzel reagierte verhalten: Wir müssen abwarten. Wenn, dann in Deutschland, nicht im Ausland – zumal im Bus Maske getragen werden muss“. Auch Peter Grüber fand: „Man sollte wenigstens was vorbereiten“ und „in die Pötte kommen, um die Mitglieder zu aktivieren“. Auch Hölzel junior war angesichts des recht schwachen Besuchs der Jahreshauptversammlung mit 22 Anwesenden – weniger als einem Zehntel der gesamten Mitgliedschaft – unzufrieden. Immerhin könnte es am 16. Oktober einen Ehrungsabend geben: „Wenn es geht“, meinte Hölzel senior, „aber viel singen dürfen wir ja noch nicht“.

Ansonsten ist der Verein einigermaßen glimpflich aus der Coronakrise gekommen: Austritte gab es keine (aber fünf Todesfälle); jedoch auch keine Neueintritte; zum Jahresende 2020 gab es insgesamt 234 Mitglieder, darunter 39 Sänger, 15 aus der Tanzgruppe (mit einigen aktiven Sängern) und 34 Kinder. Das Durchschnittsalter liegt, so Helmut Hölzel, bei 60 Jahren. Dass es auch anders laufen kann, zeigt das traurige Beispiel des befreundeten MGV Frohsinn im sauerländischen Nachrodt: Der löste sich Ende 2020 auf, nach 116 Jahren.

Vor Corona war die Eintracht-Welt noch einigermaßen heil – wenn man von den generellen Nachwuchsproblemen bei Chören mal absieht: Es, gab jede Menge Veranstaltungen, wie Hilde Hamleh berichtete. Doch ab Mitte März 2020 ruhte fast alles. Im Sommer immerhin konnten die Sänger in ihrem Interimsdomizil im Autohaus Gärtner proben, mittlerweile ist es der Zehntkeller – weil im Proberaum über der Kuhbergstube die Abstände nicht eingehalten werden können. Immerhin war es der Eintracht möglich, ihren Leiter Hans Kaspar Scharf weiterzubezahlen, denn, so Hölzel: „Wir wollen ihn behalten, wir fahren gut mit ihm“. Um die Kasse nicht überzustrapazieren, wurde Scharfs Lohn reduziert, auch die Winzergenossenschaft gewährte beim Proberaum einen Nachlass. Und doch musste Kassier Gerhard Treiben von einem Minus von knapp 6 000 Euro in der Kasse berichten: „Uns fehlen halt die Veranstaltungen, aber noch bin ich relativ zufrieden. “ Mit 36 Euro Beitrag sei die Eintracht zudem „verhältnismäßig günstig“.

In letzter Zeit hadert die Eintracht ein wenig mit dem Rathaus: Zwar begrüßt es der Verein, dass die Stadt ihm den Zehntkeller zur Verfügung gestellt hat, aber an den neuen Richtlinien fürs Mitteilungsblatt (siehe Artikel oben) reiben sich doch einige Mitglieder – vor allem daran, dass man für längere Berichte bezahlen muss: „Wo kommen wir da hin?“, empörte sich Grüber. Bisher, so Hölzel, habe man allerdings noch nie etwas bezahlt. Und dann natürlich die Sache mit dem Straßenfest, sonst eine wichtige Einnahmequelle vieler Vereine. „Wir wurden da gar nicht gefragt“, sagt Treiber. Beim altbewährten Eintracht-Vorstand gab es im 117. Vereinsjahr indessen nur geringfügige Änderungen: Jürgen Mohr bleibt weiter Zweiter Vorsitzender, zum neuen Kassenprüfer wurde Oliver Hildenbeutel auf zwei Jahre gewählt.

Der Vorstand beim MGV Eintracht – hier bei der Jahreshauptversammlung im Probenraum am letzten Donnerstag – bleibt derselbe (v.l.): Hilde Hamleh (Schriftführerin), Zweiter Vorsitzender Jürgen Mohr (wiedergewählt), Erster Vorsitzender Helmut Hölzel und Kassier Gerhard Treiber. Repro: bk