Dezember 2022 (Privat)
Für Rentner fast zur nachtschlafener Zeit ging es bereits um 7 Uhr von unserem alten Sängerlokal „Luftschiff“ aus mit dem Busunternehmen Winzenhöller und seinem für uns altbewährten Fahrer Friedl: Auf nach Tirol! Die aufgehende Sonne über dem Odenwald versprach uns einen schönen Reisetag und der Wetterbericht mindestens für die nächsten 5 Tage Bilderbuchwetter. Die Stimmung während der Fahrt wurde fleißig gehoben von ab-und-zu einem Schnäpsle.
Der Busfahrer wählte die höchst interessante Ostroute an Kitzbühl und den Wilden Kaiser vorbei durch den Felbertauerntunnel. Zu diesen Tunnel geht es über zahlreiche Serpentinen auf über 1600 m Seehöhe (300 m höher als der Brennerpass) hinauf und über dem Tunnel liegen noch einmal mehr als 1200 m Berg. Nach immerhin 10 Stunden Fahrt kamen wir noch gerade bei Sonnenuntergang in unsem „Alpenhotel Weitlanbrunn“ in Sillian an.
Bei Ankunft im Hotel wurde uns verkündet, dass der erste Tag programmfrei sei, da der Busfahrer die Ruhezeiten einzuhalten habe; außerdem sei der Wellnessbereich mit Felsenhallenbad, Saunagrotte, Saunahof und Fitnessraum wegen Renovierung geschlossen.
So war also Eigenprogramm angesagt – bei dem prächtigen Wetter kein Problem. Der Ortsteil Ambach, in dem unser Hotel lag, war schnell besucht: Es gab dort keine Geschäfte, nur ein Kirchlein, dessen Orgel auch gerade in Renovierung war und ein kleiner Soldatenfriedhof aus dem 1. Weltkrieg.
Die mit dem Zug oder in einem halbstündigen Marsch erreichbare Marktgemeinde Silian war dafür umso interessanter. Die Barockkirche war für so eine kleine Gemeinde von erlesener Pracht mit einem von den Englische Fräulein vor über 200 Jahren aufwändig gestalteten Reliquienschrein eines vor bald 2000 Jahren verstorbenen Heiligen.
Man konnte natürlich auch gleich seine Wanderstiefel für eine Halb- ober Ganztagswanderung auspacken, denn das nächste Gipfelkreuz schien in greifbarer Nähe.
Am Dienstag, dem 18. Okt. war der Besuch von Bozen, der Landeshauptstadt von Südtirol angesagt; wobei zu Südtirol wiederum die Provinzen Bozen und Trentino gehören.
Auf dem Weg nach Bozen wurde uns die ganze paradiesische Landschaft Südtirols bewusst – dort wächst einfach alles in großer Fülle: Wein, Äpfel, Erdbeeren, Himbeeren, Kirschen, Marillen bis zu Zitrone und Feigen – die Erdbeeren werden in bequemen Hochbeeten mit Hagelschutz gezogen.
In Bozen hatten mit Dr. Wilhelm Lanz eine hochkarätige Führung, der uns viel zur wechselvollen Geschichte Südtirols und insbesondere Bozens und seinen Bauten und Denkmäler erzählen konnte.
Dass wir dort Walter von der Vogelweide begegnen sollte, hat uns doch sehr gewundert. Dieser soll aber aus Südtirol stammen und das Denkmal hat auch mehrfach seinen Standort gewechselt, wobei es jetzt wieder auf seinem ursprünglichen Platz steht.
Von Bozen ging es dann nicht einfach nach Hause zurück, sondern wir fuhren über das Eggental, das in seinem unteren Teil eine imposante Klamm ist über die Dolomiten Hochstraße zurück – der Rosengarten und die Cinque Torri waren einfach imposant. Die Gegend war aber nicht nur das, sondern auch für viele gefühlt halsbrecherisch: unser Bus musste nämlich an einer schmalen Stelle ungefähr einen halben Kilometer zurücksetzen – und rechts war der Abgrund. Aber unser bewährter Busfahrer Friedl meisterte die Situation souverän.
Am Mittwoch ging es zum berühmten Cortina d’Ampezzo. Die „Schrecken“ des Vortages hatten allerdings am Vorabend zu einer fast ausufernden Stimmung im Hotel gesorgt.
Cortina ist vor allem seit der Winterolympiade 1956 weltbekannt und der Beginn des modernen Skitourismus – 2026 soll dort die nächste Olympiade stattfinden. Für den Rückweg wurde mal wieder eine bezaubernde Route nämlich die über die Tre Cime – die 3 Zinnen gewählt und das Wetter war ja schließlich auch wieder bezaubernd. Kurz vor unserem Zuhause wurde noch in das (wie der Name schon sagt) kleine Fischleintal abgebogen, gerade so klein, dass „unsere Angela“ dort gerne urlaubte, allerdings in einem ziemlich großen Hotel.
Am Donnerstag wurde einer der schönsten Bergseen Osttirols, der Pragser Bergsee, umwandert natürlich wieder bei gnadenlos schönem Wetter. Bergführerin Cäcilia machte unterwegs für ihren selbstgebrauten Zirben- und Vogelbeer-Likör Werbung. Der Pragser Bergsee ist auch durch die Fernsehserie „Dem Himmel so nah“ bekannt.
Am Freitag besuchten wir Brixen, an dem wir schon am Dienstag auf dem Weg nach Bozen vorbeigefahren waren. Brixen ist die älteste Stadt Tirols, geschmückt mit Prachtbauten wie der Hofburg, einst Residenz der mächtigen Brixner Fürstbischöfe und heute vornehmlich Ausbildungs- und Universitätsstadt – da wo Berg und Tal sich treffen. Unser Reiseführer Dr. Heinrich Lanz machte uns besonders darauf aufmerksam, dass hier im Zuge der Reformation zwar, wie überall, Bauernaufstände stattgefunden hatten, die hier aber nicht wie im Rest Deutschland zum 30-jährigen
Krieg geführt hätten – am Tor der Hofburg kam man heute noch die Versuche der Bauern sehen, diese zu erobern.
In der 2. Tageshälfte machten wir noch Abstecher nach Lienz, der Hauptstadt Osttirols. Diese lag von von unserm Hotel in Sillian genau so weit nach Westen wie Brixen nach Osten liegt. Lienz sollte nicht mit Linz verwechselt werden, obwohl es in Lienz natürlich auch Linzer Torte gibt. Auf dem Weg zurück ins Hotel machten wir noch einen Stop an der Back- und Süßwarenfabrik Loacker. Dort empfiehl unsere Reiseführerin, doch ein Geschenk für unsere Schlüssel- und Blumenversorger zu Hause mitzunehmen.
Zurück zum Freitagmorgen: Unser Fremdenführer widmete sich auch besonders der Führung durch den Brixener Dom. Dieser ist im Innern ein prächtiges Marmor- und Alabasterkunstwerk. Für jede Farbe, Maserung, Strucktur usw. wurde ein anderer Steinbruch ausgewählt. Als allerdings Pius VI. Ende des 18. Jhdts den Dom mehr oder weniger zufällig besuchte, soll er gemeint haben – hübsche Kapelle – er war aus Rom noch Größeres gewohnt. Immerhin haben bisher 3 Päpste Brixen besucht, wie aus einer Gedenktafel am Eingang des Domes zu sehen war. Der erste Papst war schon vor 1000 Jahren da und der Dritte war Papst Benedikt. Dieser kam allerdings öfter, weil seine Familie Südtiroler Wurzeln hat.
Am Freitagabend wurde in unserem Hotel ein Teil des Speisesaals zum Vorführungsraum umgestaltet. Es wurden dabei allerlei Lieder, Texte und Sketche von Werner und Ingeborg Stein, Fritz Zeiss md seiner Rosemarie, Gabriele Ebert, Annemarie und Otto Stiefel und last-but-not-least unserem ältesten Sänger Dieter Schmidt unter Assistenz der jüngsten Kellnerin. Das Highlite des Abend war natürlich der 1. Auftritt der neugegründeten „Osttiroler Lerchen“.
Am Samstag fuhren wir wieder – diesmal am Zugspitzmasiv vorbei – nach einem äußerst gelungenen Urlaubs der Heimat entgegen. In Bayern begrüßten uns die ersten (noch) Schönwetterwolken.