Laudenbach Singverein – Gesang verschönt das Leben, Gesang erfreut das Herz“

Juli 2022 (Weinheimer Nachrichten) Eindrucksvoller Auftritt von fünf Chören und Gesangsgruppen in der Bergstraßenhalle – Schirmherr Bürgermeister Benjamin Köpfle liest Auszüge aus der UN-Menschenrechtscharta

 

Laudenbach. Es war eine eindrucksvolle Demonstration wiedererlebten Chorgesangs in der Gemeinde. Vier Chöre und der Musikgarten des katholischen Kindergartens, „Abenteuerland“ haben am Sonntag in der gut besetzten Bergstraßenhalle Kostproben ihres Könnens gegeben, das auch nach den auferlegten Corona-Zwangspausen nicht gelitten hat. Beeinträchtigt war allerdings teilweise die Chorstärke, weil einige potenzielle Akteure aktuell erkrankt sind. Insgesamt war es ein Abend, der Chorgesang in seiner ganzen Vielfalt mit zeitgenössischer und traditioneller Chorliteratur bis hin zu einem großen sakralen Vivaldi-Werk mit Orchesterbegleitung bot.

Spende für Piratenspielplatz

Das mehr als zweistündige Programm begeisterte das Publikum, dem man freien Eintritt gewährte und das man stattdessen um eine Spende zur Wiederherstellung des Piratenspielplatzes bat. Die Initiative für das Gemeinschaftskonzert hatte der Singverein 1870 ergriffen, der damit eine Idee von Frauenchorleiterin Maria Löhlein-Mader umsetzte und die übrigen Chöre für eine Mitwirkung gewann. Darüber freute sich Singvereinschef Friedhelm Stiller in der Begrüßung, in der er Bürgermeister Benjamin Köpfle für die Übernahme der Schirmherrschaft und dessen Mitwirkung beim gemeinsamen Schlussauftritt dankte. Er sah in dem Konzert neben dem gemeinnützigen Hintergrund auch die Möglichkeit, in den derzeit schwierigen Zeiten mit Musik und Gesang Seele und Lebensmut

zu stärken.

Diesen Gedanken griff Köpfle auf. „Gesang verschönt das Leben, Gesang erfreut das Herz“, zitierte er mit Friedrich Zelter den bekannten Liederkomponisten und Begründer der ersten deutschen Liedertafel. Der gute Zuspruch ,trotz Sommerhitze beweise, wie stark die ,Musikpflege und insbesondere der Chorgesang in der Gemeinde verwurzelt sei. Köpfle unterstrich die Bedeutung, junge Menschen für Musik und Gesang zu gewinnen, um eine gute Tradition zu bewahren. Singen trage zu körperlichem und seelischem Wohlbefinden bei. Das Gemeinschaftskonzert sei aber auch ein Ort der Begegnung von Mensch und Musik, von Chören und Publikum, Sängerinnen und Sängern. „Musik integriert und stiftet Gemeinschaft, bereichert unser Leben“, so Köpfle. Dann gab der Vizechef des Singvereins, Heinz Hannemann, der durch das Programm führte, die Bühne frei für die Kinder des Musikgartens der Kita „Abenteuerland“, die mit ihrem herzerfrischenden Auftritt unter Leitung von Jutta Basler ihre Ankündigung „Wir singen jetzt was Schönes“ umsetzten. Auf das Bewegungslied „Willst du mit mir singen, dann singe ich mit dir“ folgte die von Jonathan Böttcher gesetzte Kindergartenhymne „Wir sind die Kinder aus dem Abenteuerland“, ehe man mit Rolf Zuckowskis „Wenn der Sommer kommt“ die sommerlichen Aktivitäten gesanglich und auch spielerisch

vorstellte und für die gelungenen Darbietungen stürmischen Applaus erhielt. Bruno Ehret stellte den von ihm geleiteten evangelischen Kirchenchor mit passenden T-Shirts als „seine Lieblingsband“ vor und intonierte zunächst „Jesus In My House“ (Judy Bailey). Es folgten das französische Weinlied „Tourdion“ und die bekannte Stadionhymne „You’ll Never Walk Alone“ in einem Satz des Chorleiters.

Einen anspruchsvollen Kontrapunkt setzte die Chorgemeinschaft St. Marien Weinheim/St. Bartolomäus Laudenbach unter Leitung von Oliver Schmidt. Der stimmgewaltige Chor ließ sehr einfühlsam Rossinis „Ave Maria“ erklingen, ehe mit Vivaldis „Gloria“ ein imposantes Chorwerk gemeinsam mit dem Orchester „Capella Mariana“, Klavier und Orgelbegleitung sowie den Solistinnen Mihyeon Sun (Sopran) und Friederike Rhein (Alt), aufgeführt wurde. Die zehn sehr unterschiedlichen Chorsätze begeisterten im Zusammenspiel von mit Streichern und Querflöte besetztem Orchester, Klavier und Orgelbegleitung, Solistinnen und Chor und lieferten unzweifelhaft einen Höhepunkt des Konzertes, nach dem noch mit Neil Sedakas „IS This The Way TO Amarillo“ ein völlig anderes Genre geboten wurde.

Nach der Pause präsentierte sich der Frauenchor des Singvereins „CaraMia“ erstmals mit seiner neuen Chorleiterin Maria Löhlein-Mader einem Konzertpublikum, wobei einige „Cantabile“-Sängerinnen in die Reihen des Chors gestoßen sind und ihn hörbar verstärken. Die Liedfolge, von Albrecht Wunderle einfühlsam am Klavier begleitet, wurde eröffnet mit den beiden Udo-Jürgens-Liedern „Ihr von morgen“ und „Ich glaube“. Der Ohrwurm „One Way

Wind“ (Arnold Muhren) folgte, ehe man dem Publikum mit „Have A Nice Day“ gesanglich beste Wünsche übermittelte.

Der erstmals in seinen neuen Polo-Shirts auftretende Männerchor begab sich unter Leitung seines Chorleiters Thomas Wind zunächst mit zwei Werken von Franz Schubert auf die Pfade klassisch-traditioneller Männerchorliteratur. Nach „Abendfrieden“ folgte mit „Die Nacht“ eines der meist dargebotenen Schubertwerke. Mit einem weiteren Chorsatz „Die Nacht“ von Franz Abt verließ der Chor dieses klassische Terrain und bewies, wie er es einst, auch mit einem Projekt unter der gleichen Überschrift umsetzte, dass er ,,auch anders kann“. So intonierte man den bekannten Hit „Über sieben Brücken musst du gehn“ (Karat/Peter Maffay) und ließ „Solang man Träume noch leben kann“ (Münchner Freiheit) folgen. Gemeinsam mit dem Frauenchor „CaraMia“ erklang „Ich wollte nie erwachsen sein“ (Peter Maffay/Rolf Zuckowski), wobei auch der Männerchor bei seinen Vorträgen auf die bewährte Klavierbegleitung von Albrecht Wunderle zählen konnte.

Bekenntnis zur Demokratie

Dann füllte sich die Bühne mit allen Chormitgliedern zum gemeinsamen Schlussauftritt. Die Sängerinnen und Sänger beschworen bei „Spirit Of Brotherhood“ (Mathias Böhringer), das während der Corona-Pandemie vom Badischen Chorverband initiiert wurde, den Geist der Brüderlichkeit, wobei der Text, durch den im Februar von Russland entfachten völkerrechtswidrigen Krieg in der Ukraine zusätzliche Aktualität erlangte. Für die gesprochenen Auszüge aus der Menschenrechtscharta der Vereinten Nationen zeichnete Bürgermeister Benjamin Köpfle verantwortlich. Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden in der Welt wurden beschworen und festgestellt, dass Tyrannei und Krieg Rechte, Pflichten und Freiheiten verachten. Zum Schlussbild formten die Damen der Chöre einen Halbkreis und sorgten in Verbindung mit dem Text für Emotion im Publikum. Stehender Beifall war der Dank für diese eindrucksvolle Demonstration sowohl des gemeinschaftlichen Singens als auch des Bekenntnisses zu den demokratisch-freiheitlichen Werten. hb