Laudenbach Singverein – Musikalischer Appell für den Frieden in der Welt

Oktober 2023 (Weinheimer Nachrichten) Begeisterndes und anspruchsvolles Chorkonzert im vollbesetzten Festsaal der Sonnbergschule

 

Laudenbach. Die Chöre des Singvereins hatten ihr Konzertprogramm mit dem Motto „Schau auf die Welt“ überschrieben und damit den Anfang des Chorwerks „Hymnus“ des bekannten englischen Komponisten John Rutter gewählt. Dort wird die Schöpfung gepriesen. In Anbetracht der Kriege in der Ukraine und zusätzlich in Israel/Gaza hat dieser Leitsatz durchaus auch ambivalente Bedeutung, und dieser wurden die Chöre auch gerecht, indem der Männerchor mit dem Chorwerk „Sag mir, wo die Blumen sind“, bekannt insbesondere durch Pete Seeger, eines der bekanntesten Antikriegslieder intonierte, der Frauenchor bei „Ich glaube“ von Udo Jürgens auch eine deutliche Botschaft gegen Kriegsverantwortliche richtete und schließlich beim Schlusslied „Spirit of Brotherhood“ nicht nur der Geist der Brüderlichkeit beschworen wurde, sondern mit drei Zitaten aus der Charta der Menschenrechte, die in diesen Tagen 75 Jahre alt wird, auch die Würde der Menschen, Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden beschworen und Tyrannei und Krieg verurteilt werden. Der gesprochene Text erhielt auch insofern besonderes Gewicht, als ihn Bürgermeister Benjamin Köpfle rezitierte.

Die Freude des Vorsitzenden

Der Vorsitzende des Singvereins 1870, Friedhelm Stiller, freute sich in seiner Begrüßung über den herausragenden Besuch. Unter den Gästen waren neben dem Ortsoberhaupt auch Kreisrat Alois Nickel, Gemeinderätin Angelika Nickel, der Vorsitzende des Sängerkreises Weinheim, Rudi Neumann und als Vertreter der Kirchen Diakon Pierre Gerodez. Stiller erinnerte an den Thematischen Schwerpunkt der Chorarbeit in den letzten Monaten.

Mit dem Auftritt bei der Bundesgartenschau in Mannheim habe man diese an den dortigen Leitgedanken „Nachhaltigkeit“ und „Natur“ ausgerichtet, und die beiden Chorleiter Thomas Wind und Maria Löhlein-Mader hätten ein entsprechendes Programm koordiniert, das man gerne jetzt auch dem treuen Laudenbacher Publikum präsentieren wolle.

Verschiedene Stilrichtungen

Nahezu zwei Stunden gab es im Anschluss beste musikalische Unterhaltung und Hörgenüsse unterschiedlicher Stilrichtungen und Zeitepochen, wobei der Frauenchor überwiegend zeitgenössische Chorwerke präsentierte, während der Männerchor gesanglich auch in das vorletzte Jahrhundert zurückversetzte. Zweiter Vorsitzender Heinz Hannemann stellte die Lieder jeweils vor und kündigte zunächst den Frauenchor „Cara Mia“ an, der mit „Why We Sing“ eine Begründung für sein Steckenpferd abgab. Den bekannten Nena-Song „Wunder gescheh’n“ und „Lenas Song“ ließ man folgen, ehe bei dem anspruchsvollen Udo-Jürgens-Lied „Ihr von morgen“ künftigen Generationen vorausgesagt wird, „neue Wege zu gehen“.

Der Männerchor leitete mit einer Bearbeitung des Hits der Puhdys aus den 70er Jahren „Alt wie ein Baum“ über auf das Hauptstück des Programms, das große Chorwerk des japanischen Komponisten Kann Ishii „Gesang eines welken Baumes und der Sonne“, wobei die Nähe zu Carl Orff, Ishiis „Lehrmeister“ deutlich wurde. Der Chor meisterte das anspruchsvolle Chorwerk, das gleichermaßen vom Chorklang wie von Rhythmik und Dynamik lebt, mit Bravour. Zum hervorragenden Gesamteindruck trug auch Pianistin Soo Young Kyoung bei, die mit ihrem einfühlsamen und temperamentvollen Spiel mehr als nur Begleitung darbot.

An Revolution erinnert

Mit dem bekannten „Die Gedanken sind frei“ erinnerte man an die Revolution vor 175 Jahren, wobei der Bearbeiter

Robert Sund jeder Strophe einen eigenen Charakter gab. Das anspruchsvolle Arrangement bietet von „frisch und munter“, einem eher verstörenden Zwischenteil bis zum „majestätischen“ Schluss besondere Vielfalt und regt zum Nachdenken an, inwieweit in der heutigen Welt die Gedanken tatsächlich frei sind.

Der Frauenchor, bei allen Stücken von Svetlana Hauck gekonnt am Klavier begleitet, sang nach der Pause zunächst „I Remember“ und ließ „Ich glaube“, ohne Zweifel textlich eines der anspruchsvollsten Lieder des unvergessenen Ausnahmekünstlers Udo Jürgens, folgen. In dem bekannten Ohrwurm „One Way Wind“ wurde auch der – leider zurzeit gestörte – Weltfrieden besungen, bevor man einen beschwingt-heiteren Schlusspunkt setzte. Mit dem Medley „Horch, was swingt von draußen rein“ reihte man die bekannten Volkslieder ,,Horch, was kommt von draußen rein“, „Das Lieben bringt groß Freud“, „Ein Jäger aus Kurpfalz“, „Als wir jüngst in Regensburg waren“ und „Muss i denn zum Städtele hinaus“ aneinander.

Der Männerchor eröffnete seinen zweiten Teil mit zwei A-cappella-Stücken und erinnerte auch zweifach an seinen langjährigen Chorleiter Gerhard Wind, Vater des seit einigen Jahren beim Männerchor so überzeugend wirkenden Thomas Wind. Mit dem feierlichen „Die Nacht“ unternahm man einen Ausflug in das 19. Jahrhundert und ließ die von Gerhard Wind vorgenommene getragene Bearbeitung des berühmten, sehr differenziert interpretierten Goethegedichts „Heidenröslein“ mit einem Solopart von Edmund Schmitt folgen. Nach „Sag mir, wo die Blumen sind“ mit Klaviebegleitung sang man die irische Volksweise „Wo die roten Rosen blühen“ wieder a cappella und konnte hierbei erneut ein Solo von Edmund Schmitt genießen. Humorvoll wurde der „Kleine grüne Kaktus“, eine weitere Bearbeitung von Gerhard Wind, dargeboten, ehe der Männerchor sein Programm mit einem Medley bekannter Udo-Jürgens-Hits beschloss. „Immer wieder geht die Sonne auf“, „Nimm mich mit, Senorita“, „17 Jahr, blondes Haar“, „Ein ehrenvolles Haus“, „Aber bitte mit Sahne“, „Mit 66 Jahren“, „Buenos Dias Argentina“, „Griechischer Wein“ und schließlich ,,Die Sonne und du“ erklangen in einem hervorragenden Männerchorarrangement mit Klavierbegleitung.

Den Schlusspunkt setzte man in gemischter Formation zunächst mit dem „Hymnus“ mit Soli von Thomas Wind und einigen Sopranistinnen und schließlich mit „Spirit of Brotherhood“, das einst anlässlich der Coronapandemie komponiert wurde und heute kriegsbedingt noch gesteigerte Aussagekraft hat. Stürmischer Schlussbeifall war der Lohn für ein bemerkenswertes Konzert, mit dem sich die Chöre des Singvereins nach dem letztjährigen Weihnachtskonzert eindrucksvoll auf der Konzertbühne zurückmeldeten. Stillers Dank galt am Ende Chorleitern, Pianistinnen, allen Aktiven und dem Publikum, das einmal mehr „seinem“ Singverein beispielhaft die Treue hielt. hb