Juli 2021 (Rhein-Neckar-Zeitung) Der Männergesangverein 1899 Eintracht Schriesheim hat wieder mit den Proben begonnen – Stimmen erklingen im Zehntkeller
Schriesheim. (max) Endlich wieder in Gemeinschaft singen: Für die Chöre und Gesangsvereine war der Winter durch den Lockdown lang und still. Für den Männergesangsverein 1899 Eintracht Schriesheim hat das lange Warten ein Ende, die Herren dürfen sich wieder zum Proben treffen. Da das Vereinsheim der Sänger über den Verkaufsräumen der Winzergenossenschaft zu klein ist, um die nötigen Abstände einzuhalten, fragte der Vorstand die Stadt an, ob man den momentan ohnehin ungenutzten Zehntkeller haben könnte. Die Verantwortlichen der Stadtverwaltung waren einverstanden. Abgesehen von der Zeit; in der der Zehntkeller für die Kulturtage gebraucht wird, dürfen die Sänger des MGV die Räume sogar kostenlos nutzen.
Das ist ein großer Vorteil, denn die Pandemie ließ den Kassenbestand dahinschmelzen: „Wir leben von den Festen“, erklärte Kassier Gerhard Treiber. Und die fielen bekanntlich alle aus. Auch die Auftritte der Theatergruppe des Vereins, die immer etwas Geld in die Kasse spülen, fanden nicht statt. Froh ist Treiber darüber, dass die WG ihnen bei der Raummiete entgegenkam.
Nachdem eine eilig verschickte Einladung für Donnerstag, 24. Juni, zu einem ersten Vorbereitungstreffen nicht alle erreicht hatte, traf man sich eine Woche später zum ersten Mal seit acht Monaten wieder zur gemeinsamen Singstunde. 18 der knapp 30 Sänger hatten sich eingefunden, jeder Eintreffende wurde freudig begrüßt, und man brachte sich auf den neuesten Stand, wie es um alle steht. Dass die Nachfrage noch verhalten ist, hatte Treiber sich schon gedacht. Es gebe noch Unsicherheiten und einige Krankheitsfälle im Verein, die das Geschehen noch etwas abbremsen. Trotzdem wollten sie loslegen, denn die insgesamt zehn anderen Chöre unter der Leitung von Dirigent Hans Kaspar Scharf waren schon wieder in die „Post-Lockdown-Saison“ gestartet. Das lag unter anderem aber auch daran, dass die anderen Gruppen in Hessen ansässig sind, wo es schon früher Lockerungen gab.
Mit einem liebevoll gestalteten Newsletter lud der Vorstand seine Aktiven wieder zur Singstunde ein. Er begann mit den Worten: „Es war, einmal vor langer, langer Zeit, als jeden Donnerstagabend Schriesheims Männer aus, dem Haus marschiert sind, um sich in verschiedenen Gruppen zu treffen und Musik zu machen: „Chormusik“.
Auch auf die Wahrung der drei G’s (getestet, geimpft, genesen) wird in dem Flyer hingewiesen. – Treiber ist zuversichtlich, dass über kurz oder lang alle wieder dabei sein werden. Nach der Einlasskontrolle und der Unterschrift in der Namensliste, ging es schließlich los. Scharf begrüßte die Truppe mit einem „Prost Neujahr“, weil er seine Sänger zum ersten Mal in 2021 persönlich traf, was natürlich zur allgemeinen Erheiterung beitrug. Zum Einsingen gab die Gruppe ein Geburtstagsständchen zum Besten, das mit dem Handy gefilmt an ein abwesendes Vereinsmitglied geschickt wurde.
Dann ging es weiter mit dem Lied „Wenn du mich lieb hast – wahre Liebe“. Die Sänger waren wohl mit dem Lied vertraut, nicht aber mit der Akustik im Zehntkeller, wodurch die ersten Takte etwas zaghaft wirkten. Schnell kehrten sie aber zur alten Stimmkraft zurück und wussten das Gewölbe mit kräftigem Gesang zu füllen.
Das bemerkte auch der Dirigent, der nach dem ersten Durchgang sagte: „Das ist eine schöne Akustik hier im Keller, die nehmen wir gern an.
Viel zu verbessern gab es beim ersten Lied nicht. Nur wie wichtig die Stille vor dem Atmen für das Lied sei, erläuterte Scharf. Beim zweiten Lied, „Schwefelhölzle“, gab es mehr zu üben. Das sei aber nicht tragisch, so Scharf, denn: „Wir wollen ja die nächsten Wochen noch was zu tun haben.“ Um mit einem bekannten Lied zu enden, sang der Chor zum Schluss noch das Stück „Setze mir nicht, du Grobian“ mit einem Goethe-Text. Dirigent Scharf bilanzierte das Gehörte mit einem Schmunzeln: „Nach so einer langen Pause war es sehr erfreulich. Im Großen und Ganzen wissen sie noch, wie es geht“.
Daniel Hamleh von den ersten Tenören fand: „Es war anstrengend für die Stimme, nach so langer Zeit ohne Gesang“.
Er hätte vorher Sorge gehabt, dass er den Tenor nicht mehr singen könne. Es sei zwar nicht perfekt gewesen, aber besser, als er befürchtet habe.
An die Akustik im Zehntkeller mussten sich die Sänger erst gewöhnen. Foto: Kreutzer