Juli 2022 (Rhein-Neckar-Zeitung) Männergesangverein weihte seine neuen Räumlichkeiten in der ehemaligen Gaststätte Frank ein – Jagdhornbläser gratulieren zum Einzug
Von Max Rieser
Schriesheim. Es war ein historischer Augenblick, als am Sonntagnachmittag der MGV Lyra in sein neues Vereinsheim einzog. Denn dessen Räumlichkeiten stehen bekanntlich für eine ganz besondere Epoche Schriesheimer Gastronomietradition, handelt es sich doch um die ehemalige Weinstube Frank.
Der „Franke Doktor“, der Ende 2018 schloss, war ein zentraler Ort für die Musikvereine der Stadt. Allen voran die
Jagdhornbläser, die es sich nicht nehmen ließen, die Lyra mit einigen kräftigen Stücken in ihrem alten Stammlokal zu begrüßen: Eigentlich ist es eine feindliche Übernahme“, witzelte Winzer und Jagdhornbläser Georg Bielig, der mit seinem Jagdhornkollegen Bernhard Wachter der Letzte war, der das Lokal am Abend seiner Schließung verließ: „Am 25. Dezember 2018 haben wir unseren Stammtisch um 2.14 Uhr in der Nacht unter schwerem Protest verlassen“, erzählten sie. Und wie die Chöre, von denen noch zahlreiche Bilder die ehemalige Gaststube schmücken, haben sich auch die Jagdhornbläser an den Wänden verewigt. Und zwar mit dem von Bielig erdachten „Fluchtachtel“ mit einer ordentlich ausgearbeiteten „Fluchtachtelsatzung“ zur Handhabung dieses Getränks, das als letzter Absacker vor dem Heimweg einzunehmen ist.
Für die Lyra war es ein absoluter Glücksfall, dass die Brüder Wolfgang und Georg Frank sich bereit erklärt hatten, dem Chor die Räume als Vereinsheim zur Verfügung zu stellen. Denn seit der Schulpavillon der Strahlenberger Grundschule im Jahr 2016 abgerissen wurde, waren die Sänger heimatlos. Für die Singstunden hätten sie sich zwar in dem neuen Gebäude an der Schule einmieten können. Ihre Pokale, Noten und Fahnen hätten sie dort aber nicht lagern dürfen. Außerdem sei die Miete, welche die Stadt von ihnen verlangt hätte, für einen kleinen Gesangsverein viel zu hoch gewesen, wie Pressewart Herbert Weber berichtete.
Seitdem war es für die Sänger nicht leicht, denn sie durften zwar im Pfarrsaal der katholischen Kirche proben, wofür sie noch immer sehr dankbar sind. Ein festes Vereinsheim hatten sie aber nicht mehr. Ihr ganzes Vereinsinventar war im Keller eines Mitglieds und einem angemieteten Lagerraum eingemottet worden. Der letzte Anstoß für den Einzug der Lyra beim „Franke Doktor“ kam von Mitglied Elke Frank. Sie trug die Idee in ihre Familie, und die ließ sich nicht lang bitten. Danach konnte sich die Lyra mit viel Eigenarbeit einrichten. Im Nebenraum des früheren Lokals wurden die Raumteiler und Eckbänke entfernt. Die ganzen Schätze des Chors wurden unübersehbar drapiert. Der legendäre runde Stammtisch neben der Theke blieb aber bestehen md wurde beim Einzug gleich von Schriesheimer Prominenz wie Helmut Hölzel, dem Vorsitzenden der Eintracht, Liederkranz-Chef Klaus Urban oder dem langjährigen Fraktionssprecher der Freien Wähler im Gemeinderat, Heinz Kimmel, in Beschlag genommen. Sie waren gekommen, um der Lyra zum Einzug zu gratulieren (und um sich, zumindest in Kimmels Fall, ehren zu lassen).
Bei seiner Begrüßung drückte Lyra-Vorsitzender Peter Kraft der Familie Frank und den Helfern des Umbaus seinen Dank aus: „Wir wollen hier an alte Gepflogenheiten anschließen, ihre beim Franke Doktor eben“, sagte er. Das heiße aber nicht „in alten Trott zu verfallen“. Vielmehr wollen die Sänger sich so aufstellen, dass sie auch in Zukunft noch ein attraktiver Gesangsverein für alle Altersklassen sind: „Wir werden im nächsten Jahr nämlich nicht 100 Jahre alt, sondern jung“, sagte Kraft. Er erklärte auch, wofür die Buchstaben im Vereinsnamen seiner Ansicht nach stehen: Das „L“ steht für die Leidenschaft beim Vortrag des Liedes, das „Y“ für ein bejahendes „Yes“. Das „R“ steht für Risiko – denn das war es, als unser Verein vor 100 Jahren gegründet wurde – und das „A“ für alle, die mit uns gemeinsam die Zukunft gestalten wollen.
Da der Verein coronabedingt seit zwei Jahren keine langjährigen Mitglieder ehren konnte, wurde das im Rahmen der Einzugsfeier nachgeholt. s. Ehrungen.
Ehrungen des MGV Lyra    Â
25 Jahre Mitgliedschaft mit Silberner Ehrennadel. Karl Rufer, Uwe Hein, Sebastian Siebig, Monika Siebig, Christel Augustin, Sebastian Nitschke und Hilde Stumpf .
40 Jahre mit Ernennung zum Ehrenmitglied. Brigitte Urban und Richard Kraft
50 Jahre mit Ehrenurkunde. Maria Riedinger, Bruno Kettenmann und Heinz Kimmel
60 Jahre mit Ehrenurkunde. Karl-Heinz Reinhard, Günter Edelmann und Albert Amler
75 Jahre mit Ehrenurkunde. Robert Blümmel, Richard Grimmer und Fritz Appel. Max