Oktober 2021 (extra) HEMSBACH. „Hurra, wir singen wieder!“ Besser konnte die Überschrift zum großen Chorkonzert in der Hemsbacher Christuskirche die Gefühle derer nicht auf den Punkt bringen, die während der Corona-Zeit lange gänzlich auf ihr gemeinsames Hobby verzichten mussten und nun endlich wieder vor Publikum singen durften.
Chorleiterin Edith Schmitt zeigte, dass ihre Chöre auch während der Pandemiebedingten Zwangspause nichts verlernt haben und sich vor allen Dingen die Freude am Gesang bewahrt haben. Am Klavier begleitete Markus Wind die Sänger.
Den Anfang machte der traditionsreichste Chor, der Männergesangsverein (MGV) Liederkranz 1867 Hemsbach. Allerdings, so scherzte Moderator Dieter Augstein, der informativ und unterhaltsam durch den Abend führte, könne er versichern, dass an diesem Abend kein Gründungsmitglied auf der Bühne stehe. Dafür versprach er einen Augen- und Ohrenschmaus“ unter der Leitung der „jung gebliebenen Powerfrau Edith Schmitt.“
Besinnliche Weisen aus der Zeit der Romantik
Die Hemsbacher Sänger eröffneten den Abend mit besinnlichen Weisen aus der Zeit der Romantik und schlugen eher leisere Töne an. Sie besangen den „schönsten Wiesengrund“. Es folgte Felix Mendelssohn-Bartholdys berühmtes „Der Jäger Abschied“.
Die Zeilen dazu hat Joseph von Eichendorff geschrieben, vielen der älteren Besucher dürfte das Gedicht noch aus der Schulzeit bekannt gewesen sein „Wer hat dich, du schöner Wald“ beginnt es. Der MGV Liederkranz 1888 Viernheim bot einen bunten Cocktail an Liedern, besang mit dem Lied „Mein Mädchen“ zunächst die holde Weiblichkeit, bevor man dann mit Franz Schuberts „Räuberlied“ einen weiteren Klassiker des Chorgesangs darbot. Moderner ging es weiter mit der alpenländischen Ballade „Weit, weit weg“ von Hubert von Goisern in einem Arrangement von Lorenz Maierhofer, voller Sehnsucht und Gefühl.
Das kannten nun auch die jüngeren Zuhörer und der ein oder andere summte mit. Ob im Stadion an der Liverpooler Anfield Road oder beim BVB – die Hymne „You Il never walk alone“darf dort vor einem Fußballspiel niemals fehlen. Eigentlich ist es der Schlusssong aus dem 1945 uraufgeführten Broadway-Musical „Carousel“, der zuversichtlich in die Zukunft blickt. „Passend zur Corona-Zeit“, wie Augstein befand. Es kam zum ersten Gänsehautmoment des Abends, auch dank des Solisten Jürgen Schmitt.
Das Publikum spendete begeistert Beifall. Der Gesangverein Liederkranz 1919 Lampenhain ist ein gemischter Chor.
„Zum erschte Mol hammer Mädels do owwe steh’n“, so Augstein. Lampenhain, ein Ortsteil von Heiligkreuzsteinach, sei der Heimatort der Chorleiterin Edith Schmitt. Der gemischte Chor – vom Kind bis zum Senior – verzauberte mit Mozarts „Abendruhe“ und dem berühmten Elvis-Herzensbrecher „Can `t help falling in love“. Beides mit ganz viel Gefühl und Leichtigkeit vorgetragen. Eine afrikanische Weise animierte die Zuschauer im gut gefüllten Gotteshaus zum Mitklatschen.
A-capella-Formation wird zum Höhepunkt des Abends
Höhepunkt des Abends aber war unumstritten der Auftritt der A-capella-Formation „Xang-Selection“, die vor zehn Jahren aus der Taufe gehoben wurde und seitdem von Edith Schmitt geleitet wird.
Die zwölf Sänger begeisterten mit anspruchsvoller mehrstimmiger Chormusik, anspruchsvollen Soli und verbreiteten zunächst swingend „Good News“ mitreißend und anspruchsvoll. Ebenso unterhaltsam „Gürtel und Tüchlein“, „Schöne Nacht“ ertönte es dann – so möchte man gerne in den Schlaf gesungen werden.
Ein Ausflug in den Jazz
Schwungvoll und mitreißend dann der Ausflug in den Jazz: „Dixieland“ voller Pep. A-cappella-Gesang vom Feinsten, da hatte der Moderator nicht zu viel versprochen. Die Zuschauer waren hellauf begeistert. Die Männer aller vier Chöre taten sich schließlich zu einem großen Männerchor zusammen, erfüllten die Christuskirche mit vollem, schönem Klang. Insbesondere „Benia Calastoria“ ging zu Herzen, ließ den Ruf der Berge laut werden.
Zu großen Finale schließlich fanden sich alle Sängerinnen und Sänger im Altarraum zusammen – und das waren immerhin über 80 Frauen und Männer, ein gewaltiger Klangkörper. Augstein vergaß nicht, an den verstorbenen Chorleiter Gerhard Wind zu erinnern, der auch einer der großen Mentoren von Edith Schmitt gewesen sei. Im Gedenken an Wind sangen die Chöre sein „Gott mit euch“. Beeindruckend, wie die Sängerinnen und Sänger die ins Ohr gehende Weise intonierten. Als Zugabe lud „Hallelujah“ von „Milk and Honey“ – 1979 Gewinner des European Song Contests zum Mitsingen und Mitklatschen ein.
Und so wurde sie am Ende des 90-minütigen Konzerts noch einmal besonders sicht- und hörbar, die große Freude aller Chöre, wieder gemeinsam singen zu dürfen, und die des Publikums, wieder ein schönes Chorkonzert genießen zu dürfen. awa
Ein wahrer Hörgenuss war das Konzert der Schmitt-Chöre in der Hemsbacher Christuskirche. BILD: SASCHA LOTZ