Laudenbach Singverein – Der Singverein in der Royal Albert Hall 

April 2021 (Weinheimer Nachrichten) Rückblick: Vor 25 Jahren wirkt der Männerchor aus Laudenbach beim „London Welsh Festval of Male Choirs“ in London aktiv mit

 

Laudenbach. Vor einem Jahr wurde der Singverein 1870 als ältester Verein am Ort 150 Jahr alt. Er wollte dieses Jubiläum zum Anlass nehmen, gemeinsam mit der Bürgerschaft mit zahlreichen Veranstaltungen, darunter mehrere Konzerte, ein Festjahr zu begehen. Alles war sorgsam geplant, die Räumlichkeiten gebucht. Gastchöre eingeladen und die Proben für das große Jubiläumskonzert liefen auf Hochtouren, als man eine Vollbremsung vollziehen musste. Die Corona-Pandemie hatte dem Jubilar gerade noch erlaubt, mit einer Matinee im Januar in das Jubiläumsjahr zu starten. Wenige Wochen später erreichte das Virus unser Land und machte größere Veranstaltungen unmöglich. Ob diese in diesem Jahr nachgeholt werden können, ist ungewiss und hängt von der weiteren Entwicklung des Infektionsgeschehens ab. Mit dem Kreissängertag, zu dem man die Chöre der Regtion im April einladen wollte, fällt jedenfalls die erste geplante „Nachhol“-Veranstaltung erneut der anhaltenden Pandemie zum Opfer.

Royal Albert Hall fast gleich alt

Nur ein Jahr nach dem Singverein feierte vor wenigen Tagen mit der Royal Albert Hall in London eine der berühmtesten Konzert- und Veranstaltungshallen der Welt ihren 150. Geburtstag. Sie wurde am 29. März 1871 von Königin Victoria eröffnet. Das im Stadtteil Kensington liegende riesige Oval ist einem römischen Amphitheater nachempfunden und legt Zeugnis ab von viktorianischer Architektur. Es erinnert an den Ehegatten der Königin, Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, auf dessen Anregung das Haus gebaut wurde und der leider die Einweihung nicht mehr erlebte. Der Bau ist insbesondere geprägt von seiner 41 Meter hohen Kuppel und im Saalinneren, wo 7 000 Sitzplätze ein großes Publikum zulassen, von der riesigen Orgel, seinerzeit die größte der Welt.

Die besondere Atmosphäre des beeindruckenden Konzertsaales durfte der Singverein 1870 vor 25 Jahren am 26. Oktober 1996 bei seiner Mitwirkung beim „London Welsh Festival of Male Choirs“ erleben. Dieser Auftritt markiert den Höhepunkt seiner an Glanzpunkten und Erfolgen nicht armen Geschichte. Der Auftritt war möglich geworden durch die intensiven Kontakte zum walisischen Chor „Meibion Llanelli“ und insbesondere die herausragenden Verbindungen von dessen Chorleiter, Musikdirektor Eifion Thomas.

1975 Verbindung aufgenommen

Seit 1975 unterhalten die beiden Chöre Beziehungen. Damals suchte der Kurpfälzische Sängerkreis Mannheim einen Gastgeberchor für die walisischen Gäste, die im Rahmen der Bundesgartenschau in der Quadratestadt einen Auftritt geplant hatten. Der Singverein 1870 sagte zu und sollte diese Entscheidung nicht bereuen. Vier Jahre später besiegelte man eine offizielle Chorpartnerschaft. Zwischenzeitlich fanden zahlreiche gegenseitige Besuche, immer verbunden mit großartigen Konzerten, statt. Ein großer Förderer dieser Chorfreundschaft war von Anbeginn an Eifion Thomas. Aus diesem Grunde trug der Singverein ihm 1995 beim 125-jährigen Jubiläum das Amt des Festpräsidenten an. Auch im vergangenen Jahr übernahm Thomas die Schirmherrschaft, wenngleich sich die Wege von Chor- und Chorleiter in Llanelli zwischenzeitlich getrennt hatten.

Der Vorschlag der Mitwirkung an dem Konzert 1996 kam von Thomas im Rahmen seines Besuchs in Laudenbach zum 125-jährigen Singvereins-Jubiläum. Es war für den Singverein und seinen damaligen Chorleiter, Musikdirektor Gerhard Wind eine selbstverständliche Ehre, das Angebot anzunehmen. Es folgte eine rund einjährige intensive Chorprobenarbeit, die erweitert wurde um einen notwendigen – jeweils den Singstunden vorgeschalteten Sprachunterricht, weil nicht nur in englischer, sondern auch in walisischer Sprache gesungen wurde, und es bei diesem Konzert Usus ist, das gesamte Programm auswendig darzubieten.

Zwei Chorbücher mit insgesamt 20 Chorwerken waren einzustudieren, wobei man bei einem Stück nur wenig Mühe hatte. Als Reverenz an den Laudenbacher Gastchor, der übrigens der erste deutsche Chor bei diesem Konzert überhaupt war, hatte der Chefdirigent Dr. Haydn James, das Lied „Aus der Traube in die Tonne“ aufgenommen. James war einige Monate vor dem Konzert im Juli nach Laudenbach zu einer „Inspektion“ gereist, um sich vor Ort über den Stand der Vorbereitungen zu informieren, und er konnte beruhigt die Heimreise nach London antreten, Chor und Chorleiter gaben ein eindrucksvolles Zeugnis ihrer Leistungsstärke und erwiesen sich bestens vorbereitet für den großen Auftritt.

Generalprobe in Llanelli

Mit 57 Sängern und rund 150 Personen reiste man dann in der Zeit vom 21. bis 27. Oktober nach Llanelli und London und gemeinsam mit dem Gastgeber hatte man zwei Tage vor dem Konzert in London in Llanelli einen Auftritt, der sich als glänzende Generalprobe erweisen sollte. In London war man Teil einer großen Chorgemeinschaft von 17 Chören mit 900 Sängern und begeisterte 7 000 Besucher bei einem Konzert, das von BBC mit elf Kameras aufgezeichnet wurde, was den Stellenwert der Veranstaltung unterstreicht. Schirmherr des Konzertes war kein Geringerer als Prinz Charles, der in seinem Grußwort die Laudenbacher Mitwirkenden besonders benannte und den Geist internationaler Harmonie beschrieb. Er führte aus: „Tonight, once again at the Royal Albert Hall, the Welsh Festival of Male Choirs will bring together a showcase event of Welsh and international male voice singing. In this, the fifteenth Festival, I am pleased to hear that choirs from England and Wales will be joined by german friends from Laudenbach making their first appearance, Accomponied by the Band of the Welsh Guards, a rousing concert of Welsh warmth is a certainly. Long may this spirit of international harmony flourish. I wish you all a wonderful evening“.

Sein Wunsch sollte sich erfüllen. Das rund dreistündige Konzert begeisterte, die Sänger hatten noch nie einen solchen Chorklang, eine so raumfüllende Orgel erlebt, und die Band of the Welsh Guards gab dem Programm zusätzlich eine besondere Note. Dem Singverein gelang es in herausragender Weise, in der Reihe der Repräsentanten des „Landes der Chöre“ zu bestehen.

1998 nochmals in London

Zwei Jahre später kehrte der Singverein, allerdings nur als Zuhörer, in die Royal Albert Hall zurück. 1998 wurde Eifion Thomas, der zwei Jahre zuvor als Tenorsolist mitgewirkt hatte, bei der 16. Ausgabe des Festivals die Ehre der musikalischen Gesamtleitung zuteil. Und so unternahm man eine dreitägige Londonreise, um das Konzert mitzuerleben und in London auch mit den Freunden aus Llanelli zusammenzutreffen. Hier gab es auch eine Begegnung mit einer weiteren stattlichen Gruppe aus Laudenbach. Die Reisenden des SPD-Ortsvereins hatten den Konzertbesuch in ihre Rundreise England-Schottland-Wales eingeplant und teilten die Begeisterung über den Auftritt von 18 Chören mit 800 Sängern. Später nutzte ein Teil der Mitreisenden ihren Aufenthalt in Swansea auch noch zu einem Abstecher zu einer Chorprobe in Llanelli, wo man überaus herzlich aufgenommen wurde.

Beeindruckendes Auditorium: Vor 25 Jahren wirkte der Männerchor des Singvereins bei einem Konzert in der berühmten Royal Albert Hall in London mit.