November 2021 (Weinheimer Nachrichten) Gedenken an verstorbene Mitglieder / Kranzniederlegung auf dem Friedhof / Auch Verdienste des langjährigen Musikdirektor Gerhard Wind gewürdigt
Laudenbach/Heddesheim. Es war dem Singverein 1870 in seiner gesamten Vereinsgeschichte ein wichtiges Anliegen, seinen verstorbenen Mitgliedern gebührend die letzte Ehre zu erweisen. Sang der Chor früher am Grab, bei der Trauerfeier oder am darauffolgenden Sonntag im Gottesdienst, so ist es seit einigen Jahren Brauch, am „Ewigkeits-“ beziehungsweise „Totensonntag“ auf dem Friedhof einige Lieder zu singen und an die Verstorbenen zu erinnern. Nachdem im vergangenen Jahr zum 150-jährigen Jubiläum die Corona-Pandemie eine entsprechende Totenehrung nicht zuließ, holte der Verein diese mit einem Jahr Verspätung jetzt nach und erinnerte an die verstorbenen Mitglieder der Jahre 2020 und 2021, blickte aber auch auf jene Persönlichkeiten zurück, die den Verein in seiner 150-jährigen Geschichte in besonderer Weise geprägt haben.
Erinnerung am Gerhard Wind
Musikalisch gilt dies in besonderer Weise für Musikdirektor Gerhard Wind, der den Chor 54 Jahre und damit mehr als ein Drittel seiner Geschichte leitete. So war es dem Verein wichtig, an dessen Grabstätte in Heddesheim ein Blumengebinde niederzulegen und an seine großen Verdienste zu erinnern. Auf dem Laudenbacher Friedhof fanden sich Angehörige der Verstorbenen, fördernde Mitglieder und Freunde des Singvereins am Sonntag zur Feierstunde ein, bei der Vorsitzender Friedhelm Stiller nach dem einleitenden Chorwerk „Meine Seele ist stille“ von Jakob Heinrich Lützel an den Sinn des Totensonntags erinnerte. Die christliche Überzeugung gebe Trost und lasse auch die Hoffnung auf ein Wiedersehen lebendig werden, führte er aus.
Stiller erinnerte an die 2020 verstorbenen Mitglieder und Projektsänger Ottmar Stamm, Rainer Böhler, Werner Hallstein, Ernst Gassmann, Norbert Dettmann, Michael Jäger und Peter Jenter, die dem Verein zum Teil viele Jahrzehnte die Treue gehalten und auch wichtige Ämter begleitet hätten. Im laufenden Jahr war insbesondere der Tod des langjährigen Kassiers Norbert Luber zu beklagen, der im Verein eine große Lücke hinterlassen hat. Weiter habe man von den Ehrenmitgliedern Irmgard Eg und Willi Seitz, der über 70 Jahre aktiver Sänger gewesen sei, Abschied nehmen müssen.
Von der Gründung bis heute
Stiller gab einen gerafften Rückblick der Vereinsgeschichte von der Gründung mit dem damaligen Vorsitzenden Stephan Keßler und dem ersten Dirigenten Hauptlehrer Weiß bis zur Neuzeit. Er erinnerte an die langjährigen und verdienstvollen Vorsitzenden Adam Eberle, Adam Rettig, der bei dem Zusammenschluss mit dem Männergesangverein „Concordia“ mit die Fäden zog, sowie an Michael Bürner, Peter Seitz und Karl Held.
Die vergangenen 60 Jahre seien wesentlich geprägt worden durch drei Vorsitzende. 1961 habe mit Heinrich Zehnter ein großes Organisationstalent mit rhetorischer Begabung und persönlicher Ausstrahlung die Vereinsführung übernommen und diese 1971 weitergegeben an Alfred Nagler, einen rührigen Idealisten, der bereits in den Jahren zuvor dem Verein in vielen Funktionen erfolgreich gedient hatte. 1977 habe dann Karlheinz Bangert den Vorsitz übernommen, der den Verein als hervorragender Gestalter und Verwalter geführt habe und mit 34 Jahren auf die längste Amtszeit in der Vereinsgeschichte zurückblicke. Als Ehrenvorsitzender sei er bis heute ein wichtiger Impuls- und Ratgeber.
Stiller erinnerte auch an die erfolgreiche Tätigkeit von Gerhard Wind, Vater des derzeitigen Chorleiters Thomas Wind. Man sei froh und dankbar, dass Letzterer den Männerchor seit 2015 leite und die erfolgreiche und harmonische Zusammenarbeit fortsetze. Der Chor bot im Anschluss „Komm Trost der Welt“ von Wilhelm Nagel nach einem Text von Joseph von Eichendorff und stimmte damit auf die Kranzniederlegung am Kreuz ein. Abschließend sang man „Requiem aeternam“ (Julius Joseph Maier) und „Herr gib Frieden“ in einem Satz von Karl-Josef Müller.
Bereits zuvor hatte sich eine Abordnung des Singvereins am Grab von Gerhard Wind in Heddesheim eingefunden, wo der stellvertretende Vorsitzende Heinz Hannemann das besondere Anliegen unterstrich, dem langjährigen Chorleiter zum Vereinsjubiläum nochmals Ehre zu erweisen. Der ehemalige Schriftführer des Singvereins und der Chorgemeinschaft, Herbert Bangert, erinnerte an die großen Verdienste Winds.
Es sei ein Glücksfall gewesen, dass Wind und der Singverein einst zusammenfanden und die 54-jährige Zusammenarbeit als eindrucksvolle Erfolgsbilanz in die Vereinsgeschichte eingegangen seien. Bangert erinnerte an die vertrauensvolle Zusammenarbeit von Chorleitung und Vereinsführung und dabei ganz besonders an die Ära seines Bruders Karlheinz. In den 34 gemeinsamen Jahren sei es gelungen, den Chor zu einem der renommiertesten in der Region zu formen.
Wind habe seine Sänger zu Höchstleistungen geformt und befähigt sowie fachliche Kompetenz mit Einfühlungsvermögen, Charisma, Zielstrebig-. und Durchsetzungsfähigkeit sowie, notwendiger Geduld verknüpft.
Akribisch vorbereitet
Er habe den Männerchor in rund 2 500 Chorproben auf 85 Konzerte, 20 Konzertreisen und 68 Chorwettbewerbe akribisch vorbereitet. Bei allen Vereinsjubiläen ab dem 80-jährigen Bestehen 1950 habe er als „Festdirigent“ gewirkt. Unvergessen sei insbesondere das 110-jährige Bestehen 1980, als sich in Laudenbach über 90 Chöre einfanden, so Bangert abschließend. Thomas Wind dankte für das besondere Zeichen der Verbundenheit. Auf der stolzen und soliden Geschichte könne der Verein auch unter veränderten Rahmenbedingungen aufbauen. hb
Der Singverein gedachte am Totensonntag seiner 2020 und 2021 verstorbenen Mitglieder und erinnerte an seine lange Geschichte. BILD: THOMAS RITTELMANN