Mai 2023 (Weinheimer Nachrichten) Sulzbacher Chortage: Gesangswettbewerb lockte Gruppen aus anderen Bundesländern – Zünftige Stimmung im Festzelt
Von Heike Steiner
Sulzbach. „Wo man singt, lass dich ruhig nieder“, heißt es so schön in Johann Gottfried Seumes Volkslied „Die Gesänge“. Ganz nach diesem Motto feierte der Liederkranz an diesem Wochenende sein 120-jähriges Bestehen mit den ersten Sulzbacher Chortagen im großen Rahmen und lockte damit aberhunderte Sänger und Musikbegeisterte in den kleinen Ort an der Bergstraße. Da herrschte ein reges Treiben und ein Singen und Summen auf dem Weg zwischen dem Austragungsort des Chorwettbewerbs im Gemeindehaus und dem Festzelt in der Goethestraße, wo die Gäste bestens kulinarisch versorgt wurden.
Ganz in ihrem Element
Doch die lockere Feierstimmung im Freien wich einer absoluten Ernsthaftigkeit, sobald sich die Besucher den Türen zum Gemeindesaal, in dem der Wettbewerb stattfand, näherten.
Da hieß es dann geduldig warten, bis ein Chor sein Repertoire beendet hatte und der erlösende Applaus zu hören war. Erst dann öffneten sich die Türen und damit eröffnete sich die Gelegenheit, die Sänger ganz in ihrem Element zu erleben. Jeweils drei Kompositionen trugen die 23 Chöre dann a cappella vor. Dabei hatten sie freie Literaturwahl. Von Romantik, Klassik und Pop über Englisch bis hin zu Baltisch war alles an internationaler Chormusik vertreten und erfreute damit ein musikbegeistertes Publikum in einem Saal, dessen Plätze nahezu völlig besetzt waren.
Von ihrem erhöhten Podiumsplatz in der Mitte des Publikums lauschten die Juroren Tristan Meister und Martin Winkler den Chören mit voller Konzentration und machten sich ihre Notizen. Ausschlaggebend für ihre Bewertung waren Intonation, Phrasierung, Dynamik und Klang. Ein kurzes Zeichen nach jedem Lied, und es ging weiter im Programm. Und auch im Publikum wurde im Flüsterton gefachsimpelt und anerkennend genickt.
Der Applaus war stets groß, bei manchen auch etwas größer. Einziger Wermutstropfen für die Vortragenden: die immer wieder klingelnden oder summenden Handytöne mancher Besucher, für die es dann aber auch ein Donnerwetter von Moderator und stellvertretendem Vorsitzenden Christian Behrens gab. Der Applaus aus dem Publikum gab ihm recht.
Nach Ende des offiziellen Wettbewerbs und dem Nachlassen der Anspannung stand der Feierlaune dann nichts mehr im Wege. Es wurde auch im Festzelt ausgiebig gesungen und natürlich getrunken. Für musikalische Stimmung sorgte der Musikverein Gorxheimertal. Gegen 18 Uhr verkündeten die Juroren dann die Sieger und begründeten ihre Entscheidungen. Es herrschte offensichtlich Einigkeit, was die Bewertungen betraf. Sowohl zwischen den Fachleuten als auch im Publikum, das den schlussendlichen Entscheidungen kräftig Applaus spendete. Als absoluter Sieger mit der Tagesbestleistung ging die Gesangsgruppe Singsations Westerwald hervor, die auch in der Kategorie Frauenchor gewann. Sieger in der Kategorie Popmusik wurde Alemundo aus Hessen. Zum besten gemischten Chor wurde der Sängerbund Oberflockenbach erklärt. Bei den Männern überzeugte der Chor „Germania“ aus Freiendiez.
Für den Liederkranz-Vorsitzenden Frank Grünewald waren die Sieger keine Überraschung. Er freute sich am Samstagabend nach der Ehrung über die Einigkeit der Juroren und des Publikums. Zwei Wertungsrichter ins Boot zu holen, sei eine gute Entscheidung gewesen Grünewald wertete die Chortage als vollen Erfolg. „Wir haben uns mit den Sulzbacher Chortagen einen Namen in der Laienchor-Szene gemacht“, verkündete er froh. „Die Gelegenheit für Laienchöre, offiziell zu singen, ist selten“. Er kann sich vorstellen, in fünf Jahren wieder einen Wettbewerb auszutragen. „Jetzt kennt man uns. Aber wer weiß, was die Zukunft alles bringt“, sagte er mit Hinweis auf die krisengebeutelten vergangenen Jahre.
Kosten gedeckt
Auf die Frage, wie hoch die Einnahmen bei der Feier gewesen seien, konnte der Vorsitzende zu diesem Zeitpunkt noch keine Auskunft geben. Er war jedoch zuversichtlich, dass sich die Ausgaben mehr als gedeckt hätten. „Es hat sich sicher gelohnt“, zwinkerte er und verwies dankbar auf die finanzielle Unterstützung durch den Förderkreis und die Sponsoren im Vorfeld. Die Kosten für die Vorbereitungen, die seit Februar auf Hochtouren liefen, haben im fünfstelligen Bereich gelegen. Doch ungeachtet von Einnahmen, Kosten oder Aufwand bewies der Gastgeber Liederkranz Sulzbach sein volles Engagement und viel Herzlichkeit und Liebe zum Detail bei der Ausrichtung der Chortage. Das drückte sich nicht zuletzt in liebevoll gestalteter Tischdekoration, selbst gebastelten Violinschlüsseln und zahlreichen Schildern mit „Herzlich willkommen“ aus, die sich an vielen Orten und mit großen Lettern vor der Gesangs- und Wettbewerbshalle befanden. Die Sulzbacher haben mit ihren Chortagen ein Zeichen für Gemeinschaft und Freude am Singen gesetzt und an diesem Wochenende viele Gleichgesinnte zusammengebracht. Für sie hat es sich gelohnt, für die Gäste sicherlich auch. Denn diese kamen am Sonntag im Rahmen des ganztägigen Freundschaftssingens noch einmal auf ihre Kosten.